Was digitale Infrastruktur wirklich bedeutet – und warum sie der Schlüssel für den industriellen Mittelstand ist

30.04.2025 - Franziska Wolters

Digitale Infrastruktur ist das Rückgrat für jedes Unternehmen, das sich zukunftsfähig aufstellen will. In diesem Beitrag gehen wir näher darauf ein, was wir unter digitaler Infrastruktur verstehen, welche Bereiche entscheidend sind – und welche Fragen sich mittelständische Unternehmen jetzt stellen sollten. 

Wenn wir von „digitaler Infrastruktur“ sprechen, dann meinen wir nicht nur Server, Cloud oder Software. Für uns bildet die digitale Infrastruktur das strategische Fundament, auf dem die Zukunftsfähigkeit des industriellen Mittelstands aufbaut.

Die digitale Infrastruktur ist all das, was im Hintergrund Prozesse ermöglicht und Informationen miteinander verknüpft. Damit bildet sie die Basis für smarte Anwendungen, Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Zudem ist sie ein Schlüssel für die Kundeninteraktion, bspw. im Service oder digitalen Vertrieb. 

Was heißt das konkret für den industriellen Mittelstand? 

Wer digitalisieren will – bzw. bereits mittendrin ist – braucht Klarheit über seinen Ist-Zustand. Denn erst wenn wir wissen, wie unsere Infrastruktur heute aussieht, können wir gezielt weiterentwickeln, skalieren und Innovationen wie KI sinnvoll in unsere Prozesse integrieren. 

Warum wir eine klare Definition brauchen

In unseren Gesprächen mit industriellen Mittelständlern merken wir immer wieder, dass der Begriff digitale Infrastruktur sehr unterschiedlich verstanden und verwendet wird. Für die einen sind es IT-Systeme, Internetzugang und Laptops. Für andere geht es um Cloudlösungen oder Datenschnittstellen.

Die genannten Aspekte gehören auch alle dazu – aber eben auch noch einige mehr. 

Wir teilen unseren Blick auf das Thema aus der Sicht des industriellen Mittelstands, was wir unter digitaler Infrastruktur verstehen, und warum Daten dabei eine zentrale Rolle spielen. 

Was bedeutet digitale Infrastruktur? Unser Ansatz

Wir betrachten digitale Infrastruktur als ein Zusammenspiel verschiedener Bereiche. Jeder von ihnen bringt eigene Anforderungen und Herausforderungen mit – und gemeinsam bilden sie die Basis für digitale Wertschöpfung. 

1. Daten, Informationsmanagement & Schnittstellen

Für uns steht fest, dass es für einen zukunftsfähigen Mittelstand und eine funktionierende Digitalisierungsstrategie nichts Wichtigeres gibt als eine verlässliche Datenbasis. Deshalb legen wir im Hinblick auf die Datenbasis besonderen Wert auf: 

  • Datenstrategien und Datenarchitekturen
  • Integration über APIs, Middleware und ELT-Pipelines
  • Datenvisualisierung und Dashboards
  • Semantische Modelle und Digital Twins
  • Condition Monitoring und Predictive Maintenance
  • Datenräume wie Catena-X und Manufacturing-X 

Wie gut kennen und nutzen Sie Ihre Daten? 

Bedenken Sie, dass jede digitale Anwendung auf Daten angewiesen ist. Das betrifft nicht nur, aber ganz besonders KI-Modelle; außerdem die Auswertung von ERP-Daten und BI-Dashboards. 

Ohne definierte Standards für Datenerfassung, -speicherung und -nutzung bleibt das Potenzial ungenutzt. Stellen Sie sich die folgenden Fragen: 

  • Haben wir einen Überblick, wo welche Daten im Unternehmen entstehen?
  • Gibt es eine zentrale Datenstrategie und einen oder mehrere Datenverantwortliche?
  • Wie steht es um die Qualität, Aktualität und Verfügbarkeit unserer Daten? 

Eine moderne Dateninfrastruktur bedeutet, zentrale Datenarchitekturen und klare Verantwortlichkeiten zu haben, sowie verlässliche Schnittstellen und Tools für die Datenvisualisierung und -analyse. 

Wer das Thema früh angeht, seine Daten strukturiert und analysiert, schafft Transparenz und die Grundlage für Automatisierung und datenbasierte Entscheidungen.

2. Legacy: Was steckt in meiner vorhandenen Systemlandschaft?

Viele mittelständische Unternehmen arbeiten mit Systemen, die bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten im Einsatz sind. Diese Legacy-Systeme funktionieren noch, sind aber häufig schwer integrierbar, haben nur begrenzte Möglichkeiten, mit der Unternehmensentwicklung mitzuwachsen und bremsen dadurch moderne Ansätze aus.  

Ein gutes Beispiel dafür ist KI: Sie muss auf große Mengen strukturierter Daten zugreifen können, was nicht funktioniert, wenn die Daten schwer zugänglich in einem Legacy-System liegen. 

Stellen Sie sich daher die folgenden Fragen: 

  • Welche Altsysteme (ERP, Produktions-IT, Maschinensteuerungen etc.) sind bei uns noch im Einsatz?
  • Sind unsere IT- und OT-Welten heute miteinander verbunden oder arbeiten sie noch in Silos?
  • Wie viel Zeit verlieren wir durch manuellen Aufwand bei wiederkehrenden Aufgaben? 

Anwendungen & Softwarelösungen 

Eine durchdachte Strategie für die Legacy-Modernisierung ist entscheidend, um bestehende Prozesse zu digitalisieren, ohne den laufenden Betrieb zu gefährden. Dabei sind Unternehmen auf Software angewiesen, die ihre Prozesse unterstützt, nicht komplizierter macht. Deshalb kommt es nicht nur auf die Auswahl der Tools an, sondern auf das Zusammenspiel von bspw.: 

  • ERP-, CRM- und branchenspezifischen Lösungen
  • Low-Code-Plattformen für individuelle Workflows
  • Kommunikations- und Kollaborationstools
  • Entwicklung und Integration von Individualsoftware 

Standardsoftware ist oft der Ausgangspunkt, aber für nachhaltige digitale Wertschöpfung braucht es maßgeschneiderte, integrierte Lösungen, die mit dem Unternehmen wachsen können. 

3. Cloud- & Plattformlösungen – inklusive Betrieb

Eine moderne IT-Infrastruktur muss skalierbar, flexibel und robust sein. Das bedeutet, sie sollte mit sich ändernden Unternehmensanforderungen mitwachsen können.

Hier bieten Cloud-Architekturen – ob Public, Private oder Hybrid – die notwendige Flexibilität. Kombiniert mit containerisierten Microservices, etwa auf Basis von Kubernetes, entstehen modulare Systeme, die sich unabhängig voneinander entwickeln, skalieren und warten lassen.

Ein weiteres Schlüsselelement ist Infrastructure as Code (IaC), z. B. mit Tools wie Terraform. Sie ermöglicht die automatisierte Bereitstellung und Verwaltung von Infrastrukturen, was Fehlerquellen reduziert und Entwicklungszyklen beschleunigt. 

Darüber hinaus gewinnen Ansätze wie DevSecOps (Development, Security and Operations = dt. Entwicklung, Sicherheit und Operatives), kontinuierliches Monitoring und intelligentes Alerting zunehmend an Bedeutung. Sie sorgen dafür, dass Systeme proaktiv abgesichert und optimiert werden. Sicherheit und Compliance werden dabei von Anfang an mitgedacht – „Security by Design“ ersetzt traditionelle Sicherheitskonzepte. 

Unser Fokus liegt auf zuverlässigen und erweiterbaren, digitalen Systemen. Wie flexibel und skalierbar ist Ihre Infrastruktur heute? Stellen Sie sich die folgenden Fragen, um Ihren aktuellen Status einzuschätzen: 

  • Nutzen wir heute Cloud-Dienste? Wenn ja, welche (IaaS, PaaS, SaaS)?
  • Sind unsere Systeme Cloud-fähig oder noch vollständig On-Premise?
  • Können wir bei Bedarf heute schon schnell skalieren – oder dauert jede Änderung mehrere Wochen? 

Die Cloud ist dabei kein Selbstzweck. Sie ist ein Mittel, um Modernisierung und Agilität in der Unternehmens-IT überhaupt zu ermöglichen. Entscheidend ist, die Architektur zu finden, die zu den Anforderungen Ihres Unternehmens passt. 

4. Sicherheit und Netzwerke

Zwei Aspekte werden in Digitalisierungsstrategien gern unterschätzt: Sicherheit und Netzwerkkonnektivität.

Sicherheit muss integraler Bestandteil jeder digitalen Architektur sein, das lässt sich nicht oft genug betonen. Miteinander vernetzte Systeme, die Daten austauschen und automatisiert funktionieren, müssen nicht nur performant, sondern auch durchgängig abgesichert sein.

Ein konsistentes Sicherheitskonzept umfasst dabei sämtliche Ebenen: von Zugriffsrechten über Verschlüsselung bis hin zu Authentifizierungsmechanismen. Sicherheitsaspekte sollten so früh wie möglich in der Entwicklung berücksichtigt werden; nicht erst nachträglich, wenn schlimmstenfalls schon etwas passiert ist. 

Hilfreiche Fragen zur Standortbestimmung: 

  • Haben wir ein konsistentes Sicherheitskonzept über alle Systeme hinweg?
  • Sind Zugriffsrechte, Verschlüsselung und Authentifizierung standardisiert geregelt?
  • Werden Sicherheitsaspekte bereits bei der Entwicklung berücksichtigt (Security by Design)? 

In modernen Infrastrukturen ist ein “DevSecOps-Mindset” gefragt. Das bedeutet, Entwicklung, Sicherheit und Operatives werden zusammen gedacht – Sicherheit wird dabei als eine gemeinsame Verantwortung verstanden und entsprechend in die gesamten IT-Prozesse integriert.  

Ergänzt durch Technologien wie gegenseitige Authentifizierung (mTLS), Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), rollenbasierte Zugriffskontrolle, automatisierte Security-Tests sowie die Auditierbarkeit nach Standards wie ISO 27001 oder SOC 2 entsteht ein Sicherheitsniveau, das mit der Geschwindigkeit der Digitalisierung mithalten kann. 

Doch auch die Netzwerke, über die all diese Daten fließen, verdienen mehr Aufmerksamkeit. Besonders im industriellen Umfeld – mit verteilten Maschinen, Anlagen und Lagern – entscheidet die Qualität der Netzwerke über Effizienz, Skalierbarkeit und Störanfälligkeit. 

Auch hier lohnt sich eine ehrliche Standortbestimmung: 

  • Sind unsere Standorte, Maschinen, Lager und Systeme zuverlässig miteinander verbunden?
  • Gibt es Bandbreitenprobleme, Latenzzeiten oder Sicherheitslücken im Netzwerk?
  • Wie steht es um Fernwartung, VPN, Edge Computing? 

Industrie-taugliche Netzwerkinfrastrukturen (LAN, WLAN, 5G, Edge), saubere Segmentierung, Firewalls und kontinuierliches Monitoring zur Fehlerfrüherkennung sind dabei entscheidende Bausteine. Nur wenn die Netzwerke stabil, sicher und performant sind, können Cloud-Lösungen, Datenanalyse und Automatisierung ihr volles Potenzial entfalten.

Künstliche Intelligenz als Zielbild

Viele Digitalisierungsprojekte sind langfristig darauf ausgelegt, die Einführung von KI voranzutreiben, da hier ein riesiges Potenzial für den industriellen Mittelstand liegt. Ob Forecasting, Anomalieerkennung oder generative Anwendungen – sie alle setzen eine belastbare Infrastruktur voraus und das bedeutet: 

  • saubere, zugängliche Daten
  • automatisierte Workflows (MLOps, CI/CD)
  • Sicherheit und Nachvollziehbarkeit
  • Integration über den gesamten Lebenszyklus 

Fazit: Was heißt das konkret für den industriellen Mittelstand?

Viele mittelständische Unternehmen haben bereits ein starkes technisches Fundament, doch oft fehlt die durchgängige Vernetzung zwischen Systemen, Datenquellen, Cloudlösungen und Anwendungen. 

Digitale Infrastruktur bedeutet für uns, diese Lücken zu schließen. Nicht als einmaliges Projekt, sondern als kontinuierliche Weiterentwicklung – technologisch, organisatorisch und strategisch. 

Unsere Beteiligung Possehl Digital Services ist darauf spezialisiert, die vielfältigen Datenbestände ihrer mittelständischen Kunden zu erschließen und sie in individuelle, benutzerfreundliche Softwarelösungen zu überführen. Als Teil der Possehl Gruppe kennt Possehl Digital Services die technologischen Anforderungen des industriellen Mittelstands bis ins Detail – insbesondere jene, die sich aus gewachsenen Bestands-IT-Landschaften ergeben.

Wenn Sie sich über Möglichkeiten informieren möchten, wie Sie Ihre digitale Infrastruktur weiterentwickeln können, melden Sie sich gern jederzeit bei uns oder nehmen Sie direkt mit Possehl Digital Services Kontakt auf.

Ich freue mich auf den Austausch!

Christoph Haß

Strategie & M&A